Die Rehbach Personal-Service GmbH präsentiert: Neuzugang Siler Schneider
Die Neunziger waren eine wilde Zeit. Während der alte Kontinent von einen Welle des Euro Dance überschwemmt wird, macht sich in den Staaten der immer massentauglicher werdende Hip Hop daran, alle Schichten der Gesellschaft zu durchdringen. Öfter denn je werden kritische Themen angeschnitten, mit seichten oder teils rohen Beats unterlegt und tragen so zum öffentlichen Diskurs bei. Vieles ist im Umbruch. Tabuthemen sind dazu da, angesprochen und ausgefochten zu werden. Genau in diesen historischen Abschnitt des Wandels hinein wird am 25. August 1995 ein Kind geboren, das im Laufe seines Lebens selbst durch die unterschiedlichsten Einflüsse geprägt wird. Und die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass Siler Schneider selbstbewusst seinen Weg geht – seinen eigenen.
Dieser hat ihn nach vier Saisons am College in die weite Basketball-Welt hinausgetragen. Nach Rumänien, nach Dänemark, nach Neuseeland, nach Deutschland. In nur drei Jahren ist Schneider bereits ordentlich rumgekommen. Hat verschiedene Ligen gesehen und Mentalitäten kennengelernt. Umso auffälliger ist, dass er nach der ProA-Meisterschaft mit Vechta im vergangenen Frühjahr nun trotz anderer Angebote nach Deutschland zurückkehrt. „Ich habe meine Zeit hier wirklich genossen und währenddessen das Land schätzen gelernt“, holt der Point Guard aus, und fügt mit Blick auf sein anstehendes Engagement bei Phoenix Hagen an: „Du kommst nicht darum herum, welch eine Energie und Begeisterung hier vorherrschen. Außerdem ist die Liga an sich stark, was für mich ein zusätzlich Grund ist der ProA treu zu bleiben.“ Zudem treibt ihn das Bedürfnis an, er selbst sein zu können. Seine Stärken auszuspielen.
Please stick to the rivers and the lakes that you’re used to
Schneider konzentriert sich auf seinen Weg. Seine Qualitäten. Das war schon immer so. Und hat ihn dahin gebracht, wo er jetzt ist. Stets mit dem Blick nach rechts und links, aber nie ohne dabei den eigenen Fokus zu verlieren. Dazu ist er viel zu sehr Wettkämpfer. Davon kann einer, der es nur allzu gut wissen muss, berichten. „Was das angeht, haben wir beide von der Einstellung des jeweils anderen profitiert – denn wir hassen es, zu verlieren“, berichtet TJ Shorts. „Das hat im Training dazu geführt, dass wir immer unser Bestes gegeben haben.“ Die beiden verbringen zusammen zwei Jahre an der UC Davis, einer kleinen Universität an der Westküste. „Die Zeit dort hat uns in vielerlei Hinsicht auf das Profigeschäft vorbereitet. Wir konnten eine Meisterschaft zusammen feiern, hatten aber auch ein schweres Abschlussjahr“, erinnert Shorts sich. „Da haben wir gelernt, wie wichtig es ist, sich von Erfolg oder Misserfolg nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Du versucht möglichst immer den gleichen Level zu halten – genau das brauchst du auch als Profi.“
In der Regel stehen Schneider und Shorts für die Aggies gemeinsam als Starter auf dem Feld. Zwei in ihrer Spielanlage unterschiedliche Spielmacher, die sich ideal ergänzen. In der Saison 2018/2019 kommt das Duo auf kumulierte 25,6 Punkte, 6,2 Assists und 2,6 Steals – als jeweils teamintern Führende in den genannten Kategorien. Doch das Tandem ist weitaus mehr als nur auf die eigenen Statistiken bedacht. „Eine von Silers Qualitäten, für die er zu wenig Anerkennung erhält, ist sein Playmaking“, gibt Shorts zu Protokoll. „Er war immer für sein Scoring bekannt, doch er macht seine Nebenleute um ihn herum durch seine Spielweise sowohl offensiv als auch defensiv besser.“
I know that you’re gonna have it your way or nothing at all
Im Sommer 2019 trennen sich die Wege von Schneider und Shorts zwar, doch sie bleiben in Kontakt und unterstützen sich fortan aus der Ferne. Oder feuern sich an, wenn der eigene Spielplan einen gegenseitigen Besuch erlaubt. So überzeugt Schneider sich dieses Frühjahr im Rheinland aus nächster Nähe von dem, was seinem alten College-Buddy zwei MVP-Awards und eine Champions League-Trophäe einbringt. Er kann auf der Tribüne sitzen, die Show genießen, ein Stück weit Fan sein – ohne zu vergleichen. Dabei wäre es so leicht, genau das zu tun. Sich die eigene, aber auch die eingeschlagene berufliche Route des Kumpels anzuschauen. Das Erreichte gegeneinander aufzuwiegen. Ist ein BCL-Titel mehr oder weniger wert als eine ProA-Meisterschaft? „Ja, ich könnte die sportlichen Erfolge bewerten, aber was hätte ich davon?“, stellt Schneider eine spannende Frage. Und beantwortet sie für sich wie folgt: „Comparison is a thief of joy.“ Stattdessen freut er sich für seinen Kumpel TJ, für jeden seiner Mitspieler, und dadurch sich selbst. „Es ist cool, dass wir durch unsere gemeinsame Vergangenheit etwas haben, das uns für immer miteinander verbindet. Und am Ende des Tages kann ich sagen, dass ich sogar mit zwei MVPs der Basketball Champions League gespielt habe, als sie noch kaum jemand kannte“, führt Schneider an. Neben Shorts gehörte an der UC Davis mit Chima Moneke ein Power Forward zu seinen Teamkollegen, der 2022 mit Manresa das BCL-Finale erreichte und als wertvollster Spieler ausgezeichnet wurde.
Jeder Profi bringt seine basketballerischen Stärken und Schwächen mit. Braucht ein gewisses Umfeld, um seine Bestleistung abrufen zu können. Genau diese Struktur ist es, die der neue Phoenix-Aufbau in Hagen zu finden hofft. Die Chris Harris ihm zur Verfügung stellen möchte. „Wir geben keinen Rahmen vor, dem die Jungs sich anpassen müssen. Vielmehr nehmen wir die Eigenschaften, die sie haben, und setzen sie in Kombination mit unserer Spielidee zusammen“, erläutert der Coach. „Deswegen passt Siler, der sich nach mehr Freiheit sehnt, zu uns. Wir wollen, dass er bei uns wieder zu dem mutigen Passgeber wird, der er im Kern ist.“ Es ist das intuitive Playmaking, das Schneider auszeichnet. Ob in Transition, aus dem Pick-and-Roll heraus oder inmitten des Drives zum Korb – das Auge sucht stets nach dem aussichtsreich positionierten Nebenmann. Oder der nächsten Station in der Stafette. Es ist der Pass vor dem Assist, der in keinem Boxscore festgehalten wird. „Es gibt viele Wege, eine Mannschaft besser zu machen“, schließt Schneider. „Wenn mir genügend Freiraum gelassen wird, tendiere ich dazu die richtigen Plays laufen zu lassen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ Wie ein Wasserlauf, der sich seinen Weg sucht, ihn im spielerischen Fluss findet und seiner Umgebung fast beiläufig neues Leben einhaucht.