Die Rehbach Personal-Service GmbH präsentiert: Neuzugang Devonte McCall
Früher oder später musst du die heimischen vier Wände verlassen. Auf eigenen Beinen stehen. Verantwortung übernehmen. Träume und Ziele verfolgen dürfen. Auf die Schnauze fallen. Erfolge feiern. Erfahrungen machen, daraus lernen und daran wachsen. Ob es fair ist, diesen Lebensabschnitt knapp 6.000 Kilometer fern der Heimat durchleben zu müssen? Das ist ein Stück weit selbstgewähltes Schicksal. Doch es hilft definitiv dabei, den Fokus enger zu setzen. So wie bei Devonte McCall, der sich nach seiner Rookie-Saison ganz bewusst dafür entscheidet, nach Deutschland zurück zu kehren.
Das erste Telefonat mit dem 25-Jährigen nach seiner Vertragsunterschrift bei Phoenix Hagen lässt auf sich warten. Er muss erst noch seine Einheit im Kraftraum zu Ende bringen. Dafür ist er anschließend um so besser gelaunt. „Heute habe ich Beine trainiert“, berichtet McCall. „Das ist die Basis für so vieles im Basketball – vor allem in der Verteidigung.“ Da hat sich jemand für die Offseason ganz schön was vorgenommen. Auf der faulen Haut zu liegen, ist keine Option. Dafür ist der Weg, den der Flügel bis hierher gegangen ist, viel zu holprig gewesen, um sich auf dem Status Quo ausruhen zu können.
Wer sich mit Basketball beschäftigt, kommt im Laufe der Jahre mit vielen Namen diverser US-Colleges in Kontakt. Teils klangvolle Namen, große Programme, aus denen bestens ausgebildete Spieler in die diversen Ligen dieser Welt entsandt werden. An dieser Stelle: Hand hoch, wer in der Vergangenheit etwas von der Franklin Pierce oder der Post University gehört hat. Niemand? Halb so wild. Devonte McCall ist hier, um das zu ändern. „Das hat mir die Möglichkeiten gegeben, immer viel Verantwortung zu übernehmen und an meinem Spiel feilen zu können“, so McCall, der daran erinnert, „dass uns zwischendurch das Coronavirus ganz schön ausgebremst hat.“ Richtig, da war ja was. So schön es ist, dass die Zeiten des Lockdowns und der Restriktionen vorbei sind, darf nicht vergessen werden, welch Herausforderungen die verschiedensten Maßnahmen mit sich brachten.
Zum Glück für McCall und seine Mannschaftskollegen, haben sie auf dem Campus dennoch Zugang zur Halle, können individuell und in Kleinstgruppen trainieren. Während nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs viele Mannschaften damit zu kämpfen haben, die einzelnen Spieler überhaupt erst wieder zum einer Einheit zu formen, geht bei den Eagles im wahrsten Sinne des Wortes zügig die Post ab. „Wir hatten während Covid den Vorteil, dass der Großteil des Teams im gleichen Alter war, wir uns schon lange kannten und die Rollen dadurch klar waren.“ Was dazu führt, dass McCall in seinem Abschlussjahr unter anderen aufgrund seiner 19,3 Punkte und 7,5 Rebounds zum Spieler des Jahres in der CACC (Central Antlantic Collegiate Conference) ausgezeichnet wird. Damit nicht genug, drückt er dem Spiel in der Verteidigung mit 1,4 Steals und 2,1 Blocks dermaßen nachdrücklich seinen Stempel auf, dass auf dem Kaminsims fortan auch der Award für den „Defensive Player of the Year“ steht.
Auch wenn solche Hardware schön anzusehen ist, garantiert sie noch lange kein Ticket ins Profigeschäft. Doch sein Agent schafft es, dass sich genau diese Türe öffnet. Zumindest einen Spalt breit, um einen Fuß hineinzustellen und auf der anderen Seite die große weite Welt des europäischen Basketballs zu sehen. „Mein Agent war von Beginn an super ehrlich und transparent, was ich ihm hoch anrechne“, erinnert McCall sich. „Ich wusste, dass mich hier eine vollkommen andere Welt erwartet, die ich erst im laufenden Betrieb richtig verstehen lernen würde. Genau so bin die Saison in Schwenningen angegangen: Bereit, zu lernen, und mich an die Gegebenheiten anzupassen.“
Niederlagen auf dem Feld, strukturelle Schwierigkeiten abseits des Parketts, dazu zahlreiche personelle Abgänge im Laufe der Saison. Die Spielzeit 2022/2023 bei den Doppelstädtern ist … schwierig, um es objektiv zu umschreiben. Dazu kommt bei McCall das, was gerne als Rookie Slump beschrieben wird. Ein Loch, in welches jeder Frischling fällt, und aus dem er sich wieder rauskämpfen muss. „Bei mir war es vielmehr eine Wand, gegen die ich gelaufen bin“, erinnert sich der 1,98 Meter-Mann. „Das war ganz früh in der Saison, als bei mir für drei, vier Spiele einfach nichts ging.“ Jetzt kann er darüber lachen, weil es im Blick in den Rückspiegel eine wertvolle Erfahrung ist. Ein Kästchen, an welches er einen grünen Haken machen kann. „In dieser Phase habe ich für mich gelernt, mich noch mehr auf die Dinge zu konzentrieren, die ich beeinflussen kann. Meine tägliche Arbeit im Training, meinen Schlaf, meine Ernährung, meine Einstellung.“
Es sind die Gene seiner Eltern, die sich hier bemerkbar machen. Sein Vater war einst selbst Basketballer und spielte dank eines Stipendiums für Syracuse und Marquette, seine Mutter ging im Cheerleading sowie im Leistungsturnen auf. „Sie haben mir definitiv viel Athletik mitgegeben“, lacht McCall, der über eine amtliche Armspannweite von 2,11 Metern verfügt. Diese weiß er zu nutzen. Sehr zum Leidwesen, seiner Gegenspieler, die alle Mühe haben gegen ihn zum Abschluss zu kommen – völlig gleich, ob per Drive oder Wurf. Als Schwenningen mit in der Rückrunde mit nur sieben Mann am Ischeland vorstellig wird, müht sich Kyle Castlin gegen McCall zu einem mageren Dreier – bei sieben Versuchen. Es sind weniger seine eigenen Zahlen – die sich an diesem Tag mit zwölf Punkten, acht Rebounds, vier Blocks und zwei Steals mehr als sehen lassen können – sondern die seines Matchups, die Aufschluss über seinen Einfluss aufs Spiel geben.
Ob ein Wurf durchs Netz rauscht oder nicht, ist von vielen Faktoren abhängig. Einsatz in der Verteidigung jedoch ist eine Konstante, die immer abrufbar sein sollte. Und für Devonte McCall eine Selbstverständlichkeit darstellt. „Es gibt nicht umsonst die schöne Weisheit: Control what you can control. Mit meinen großen Händen und schnellen Beinen kann ich verschiedene Typen an Spielern verteidigen. Darin sehe ich meine größte Stärke“, schließt er das Telefonat ab. „Jetzt, da ich die Liga besser einschätzen gelernt habe, möchte ich mich als einer der Top-Verteidiger in der ProA etablieren.“ Es ist die klare Ansage eines jungen Mannes, der einen Plan verfolgt. „I’m gonna bring that tenacious D!“ Zähe, unnachgiebige Defensive. Es ist der nächste Schritt, knapp 6.000 Kilometer fern der Heimat den nächsten Entwicklungsschritt zu vollziehen.