Die Amis machen’s richtig. Das muss schlichtweg anerkannt werden. Größer, höher, schneller, weiter, imposanter. Das Land, in den Milch und Honig fließen. Wo Helden geboren und auf eine Plattform gestellt werden, damit sich ein jeder an ihnen ergötzen kann. Damit einher geht eine ordentliche Fallhöhe, welcher nicht jeder entgeht. Einer, der definitiv nie gestürzt ist: Dwyane Wade. Ein Star am College, anno 2006 dann das Comeback in der Finalserie gegen Dirk und die Maus zur ersten Meisterschaft der Miami Heat. Nach nur drei Jahren in der Liga war klar: Dort unten in Florida ist einer am Werk, der seinen Weg in die basketballerischen Ruhmeshallen gehen wird. Dessen Trikot eines Tages unter die Hallendecke gezogen wird. Dem sie eine amtliche Statue vor den Toren der Halle gönnen.
Letztere wurde am vergangenen Wochenende der Öffentlichkeit präsentiert. Größer (gut acht Fuß), imposanter (was der dargestellten Geste geschuldet ist) … und dann kann doch noch die Nummer mit der Fallhöhe. Um es so auszudrücken: Spätestens seit „The Matrix“ wissen wir, dass Laurence Fishburne ein mieser M**r ist, aber von seinen Qualitäten als Basketballer wussten bislang wohl nur die wenigsten etwas.
Es geht hier nicht darum, ob der die Statue entworfene Künstler die rote oder die blaue Pille genommen hat, um in den Kaninchenbau hinabzusteigen. Es geht darum, dass dadurch eine Diskussion getriggert wurde, die in Deutschland viel zu selten, die mit viel zu wenig Nachdruck geführt wird. Brauchen wir hierzulande eine Hall of Fame? Und falls Ja, wer entscheidet über die Aufnahme?
Der geschätzte Kollege Manuel Baraniak hat sich immer wieder mit diesem Thema beschäftigt – zurecht. Und er hat vor einigen Jahren eine Erhebung gemacht, welche Clubs welche Trikotnummern nicht mehr vergeben. Wobei eine nüchterne, eine objektive Evaluierung der Thematik wahrscheinlich dazu führen würde, dass nur die wenigsten Spieler, deren Trikot unter der Hallendecke hängen, es auch in eine deutsche Ruhmeshalle schaffen würden. Hand aufs Herz: Kennt noch jemand Daniel Strauch? Wird berechtigterweise in Oldenburg nie wieder jemand mit der #6 auflaufen dürfen? Absolut. Wäre der ehemalige Forward ein Kandidat für eine BBL-Hall of Fame? Auf keinen Fall.
Wer die Ischelandhalle betritt, wird dort drei Phoenix-Trikots entdecken. David Bell, Storch, Matze Grothe … drei Spieler in mittlerweile über 20 Jahren. In Hagen musst du Besonderes leisten, damit dir diese Ehre zuteil wird. Jeder Guard wird sich an #5 messen lassen müssen. Jeder länger an der Volme verbleibende Akteur bekommt durch #15 echte lokale Verbundenheit aufgezeigt. Und #9 hat dermaßen große Fußstapfen hinterlassen, dass noch heute aktuelle Trikots der Saison 2024/2025 mit seinem Flock versehen werden.
Wären diese Drei, oder zumindest einer von ihnen, potenziell für eine deutsche Hall of Fame interessant? Darüber ließe sich trefflich diskutieren. Würde dem Trio, oder zumindest einem einzelnen, eine Statue vor der „Ische“ zustehen? Kann schon sein, dann aber bitte eine dem Original optisch nahe kommende – kann übrigens nicht so schwer sein, wenn dem großen Todd McFarlane Glauben geschenkt werden darf.
Der Punkt ist: Alle Basketball-Welt weiß, wer Dwyane Wade ist. Aber es ist an uns, die eigene Helden – die lebenden und die gefallenen – nicht zu vergessen. Ihr sportliches Erbe in guter Erinnerung zu halten. Ihr Vermächtnis zu ehren, zu kultivieren. Und sei es zunächst nur auf lokaler Ebene, wo sie die mit Abstand größte Bedeutung haben. Wenn wir uns dessen immer wieder neu bewusst werden, steigen automatisch die Neugierde und das Verständnis dafür, warum Daniel Strauch in Oldenburg eine Institution ist.
Aber das klärt sich hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft nach einem Spiel gegen die Niedersachsen an der Theke mit einem ans Ischeland gereisten Baskets-Anhänger…
Mittwoch(t)
Es gibt so viele Geschichte rund um Phoenix Hagen. Geschichten, die erzählt werden wollen. Die einen etwas anderen Einblick in den Club und die internen (Denk-)Prozesse geben. Aus dem Arbeitstitel „Mittwochs-Meinung“ entwickelte sich der „Statement Wednesday“ oder auch das „Wort zum Mittwoch“, und letztlich der Begriff „Mittwoch(t)“. Es ist der etwas andere Angang an Themen, welche das Phoenix-Office umtreiben.