Mittwoch(t): Geht doch mit Links

Im Phoenix-Office arbeiten Basketballer. Vom Kreisliga-Zocker über den ehemaligen NRW-Jugend-Meister bis hin zum Ex-Bundesligaspieler ist alles dabei. Und so kann es vorkommen, dass zwischen Tür und Angel, teils völlig ohne konkreten Auslöser, aus dem Nichts heraus harter Nerd Talk aufbrandet.

Welche (aktiven/ehemaligen) NBA-Linkshänder bilden die stärkste Starting Five? Oder finden sich gar genügend Jungs, um ein komplettes Lefty-Team aufzustellen?

Die ersten direkt in den Kopf schießenden Namen klingen vielversprechend. David Robinson … klar, der Admiral und Dream Teamer ist auf der Fünf gesetzt, keine Frage. Auch der Name Jalen Rose fällt zügig. Dazu mit Chris Mullin ein weiterer Olympionike von 1992 und einer der besten Schützen der NBA-Geschichte.

Der Praktikant schickt James Harden ins Rennen. Netter Versuch, aber wir brauchen Gewinner, brauchen Qualität, keine Egozocker und schwarzen Löcher. Sorry, the Beard ist raus. Dafür steuert er kurzerhand Chris Bosh bei … starker Call … der kommt definitiv mit auf die Liste.

Um noch mehr Shooting aufs Parkett zu bringen, wird Michael Redd nominiert. Kennt den noch jemand? Zwölf Jahre bei den Bucks und Suns, 57 Punkte in einem Spiel, dazu Olympia-Gold in Peking 2008.

Plötzlich kommt der Leiter Vertrieb und Marketing ins Pressebüro a.k.a. Wohlfühloase gerannt … Ausfallschritt rechts … Ausfallschritt links … dabei den imaginären Ball von einer auf die andere Seite schwingend … na klar: Manu Ginobili! Das wir auf den nicht schon früher gekommen sind.

Was ist mit Lamar Odom? Der war in seiner Blütezeit und noch vor dem Kardashian-Fluch ein richtig, richtig Guter. Kein Starter für unser Lineup, aber ein NBA Champ, der seinen Kaderplatz verdient hat.

Mittagspause. Irgendjemand hat heimlich gegoogelt. Sorry … Bill Russell war Linkshänder?! Wir haben einen Starter auf der Vier.

Auf diese Erkenntnis muss erstmal ein Kaffee her. Während die Maschine ihren Dienst verrichtet, kommt der nächste Geistesblitz. Ein fünffacher NBA-Meister mit den Lakers. Der Mann, dem 0,4 Sekunden reichten, um den Spurs eine ihrer empfindlichsten Niederlagen beizufügen: Derek Fisher.

Der Kaffee erreicht die hintersten Hirnwindungen, in denen das basketballirische Archiv sitzt. Wir bleiben bei „Purple and Gold“, gehen aber bis in die 90er zurück. Das war schon eine vogelwilde Truppe rund um Shaq, Cedric Ceballos und Eddie Jones, die mit Nick van Exel einen der meistunterschätzten Ballhandler auf der Eins hatte.

Kurz vor Feierabend landet mit Tayshaun Prince noch ein vielseitiger Verteidiger, NBA Champ mit den Pistons (2004) und Olympia-Sieger (2008) auf der Liste. Grüße gehen raus an den Fastbreak von Reggie Miller.

Die Phoenix-Nerds sind zufrieden. Sehr sogar. Fish bringt den Ball, hat auf dem Flügel mit Manu und Mullin zwei sich von ihrer Anlage her ergänzende Abnehmer für seine Pässe, am Brett lassen Russell und Robinson nichts anbrennen. Von der Bank kommen reichlich Variabilität, Shooting und vor allen Defense.

Der Arbeitstag ist vorüber. Das Büro wird abgeschlossen. Shake Hands, ehe es heim zur Familie geht. Ein zufriedenes Nicken ob des launigen Gedankenexperiments. Doch eine Frage bleibt…

Wie sähe eine Startfünf aus BBL-Linkshändern aus?

Ganz spontan … Mike Jackel und Hennig Harnisch, die Europameister von 1993, sind gesetzt … vielleicht noch Marko Pesic dazu … auf den internationalen Positionen kommt erstmal nur Tez Robertson in den Sinn … und dann?

Kein gutes Zeichen. Oder zumindest eins dafür, dass der deutsche Basketball noch mehr dafür tun muss, seine eigene Geschichte – lies: seine Protagonisten – zu kultivieren und Wege zu finden, in den Köpfen der Menschen haften zu bleiben. Das sollte uns wirklich zu denken geben.

Mittwocht 16zu9 01

Mittwoch(t)

Es gibt so viele Geschichte rund um Phoenix Hagen. Geschichten, die erzählt werden wollen. Die einen etwas anderen Einblick in den Club und die internen (Denk-)Prozesse geben. Aus dem Arbeitstitel „Mittwochs-Meinung“ entwickelte sich der „Statement Wednesday“ oder auch das „Wort zum Mittwoch“, und letztlich der Begriff „Mittwoch(t)“. Es ist der etwas andere Angang an Themen, welche das Phoenix-Office umtreiben.