Mittwoch(t): Auf einen Kaffee mit Luka Doncic

Der Sonntagmorgen hätte so entspannt werden können. Aufstehen, Kaffee trinken, auf dem kleinen Balkon stehend die winterlich Kalte Luft genießen, gleichzeitig ein wenig Sonne tanken, tief durchatmen. Herrlich. Doch der Konjunktiv spielt nicht wie gewollt mit. Statt es ruhig angehen zu lassen, führt die eine Hand die Tasse zum Mund, die andere das Smartphone ins Blickfeld. Push-Nachricht von Twitter (die Plattform so zu nennen, macht es erträglicher). Zum Glück ist vom heißen Gebräu nicht mehr allzu viel übrig, sonst wäre definitiv mindestens die Hälfte verschüttet worden. Die Dallas Mavericks haben was getan? Muss ein Scherz sein. Shams, ESPN, NBC, die Beteiligten Clubs – es gibt zu viele Bestätigungen, um es für eine Ente halten zu können. Taff … da muss erstmal ein zweiter Kaffee her.

Der Trade zwischen den Taxenern und den LA Lakers (fürs Protokoll: Auch die Utah Jazz waren beteiligt) erschüttert die NBA. Die medial-seismischen Erschütterungen sind bis auf den heimischen Balkon spürbar. Das hat niemand kommen sehen. Und belegt, dass es bei allen Lippenbekenntnissen und teils öffentlichen Bekenntnissen um eins geht: Ums Geschäft. Dazu gehört, dass die Mavs binnen weniger Stunden nach Bekanntwerden des Trades rund 750.000 Follower auf Instagram verlieren. Dass die Clubchefs mangelnde Fitness des Slowenen vorschieben, anstatt die mögliche Vertragsverlängerung im Sommer und die damit verbundenen 345 Millionen Dollar anzusprechen.

So irrwitzig das Szenario mitsamt der kolportierten Summen auch ist, es hat den unweigerlichen Vorteil, dass alle und jeder mitreden können. Die Gehaltsstrukturen in der NBA sind öffentlich. Wenn es zwischen zwei oder mehr Teams personelle Rochaden gibt, unterliegen diese Verschiebungen immer einem gestrengen Regelsatz, welcher durch das Collective Bargaining Agreement definiert ist. Das CBA besagt – grob vereinfacht formuliert – dass sich der Wert der wechselnden Spieler die Waage halten muss. Was wiederum in den Tagen und Wochen vor Ende der Wechselfrist die sagenumwobene ESPN Trade Machine auf Hochtouren laufen lässt.

Doch was würde passieren, wenn dieser Mechanismus im deutschen Basketball Anwendung fände? Welche Teams müssten, sollten versuchen sich von bestimmten Spielern zu trennen, um sich retour zu verstärken? Wessen Playoff- oder Meisterschaftsfenster ist bereits so klein, dass ein alternder Routinier seinen Platz für hoffnungsvolle Talente räumen muss? Und welche Spieler besäßen die Macht, eine seltene Veto-Klausel im Vertrag stehen zu haben? Grüße gehen raus an Behnam Yakhchali, Robin Benzing und Maurice Stuckey.

Es ist ein nettes Gedankenexperiment, welches selbstverständlich rein theoretisch bleiben wird. Wenngleich es dazu führt, sich als Betrachter intensiver mit den Mannschaften auseinander zu setzen. Denn mit jedem Spieler, welcher dem eigenen Team hinzugefügt wird, müsste mindestens einer auf die gegnerische Seite wechseln. Schon wird die Bedeutung einer gewachsenen Struktur deutlicher, als auf den ersten Blick vielleicht vermutet. Ein Kader ist stets ein fragiles Konstrukt, welches behutsamen zusammengesetzt immense Belastbar- und Leistungsfähigkeit zeigen kann. Doch wird nur ein einziges Teil ausgetauscht oder ein zusätzliches Puzzlestück hinzugefügt, ändert sich zwangsläufig die gesamte Statik. Diese im laufenden Betrieb neu auszubalancieren, ohne dass das bestehende Gefüge zusammenbricht, bedarf großer Umsicht. Und Fingerspitzengefühl.

Und eines Kaffees auf dem kleinen Balkon, um sich das alles in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen.

Mittwocht 16zu9 01

Mittwoch(t)

Es gibt so viele Geschichte rund um Phoenix Hagen. Geschichten, die erzählt werden wollen. Die einen etwas anderen Einblick in den Club und die internen (Denk-)Prozesse geben. Aus dem Arbeitstitel „Mittwochs-Meinung“ entwickelte sich der „Statement Wednesday“ oder auch das „Wort zum Mittwoch“, und letztlich der Begriff „Mittwoch(t)“. Es ist der etwas andere Angang an Themen, welche das Phoenix-Office umtreiben.