An der Fassade des in Hagen ansässigen Deutschen Basketball Bundes hängt ein riesiges Banner. Auf diesem prangt ein überdimensionaler Weltmeisterpokal. Ja, damit lässt sich zurecht protzen. Abgesehen davon sind die „Adlerträger“ in der Stadt kaum bis gar nicht sichtbar. Umso schöner, dass ausgerechnet die Damen der Schöpfung diesem Umstand ein Ende bereitet haben.
Vom organisatorischen und administrativen Aufwand – immerhin spielten die Adlerträgerinnen einen Abend vor dem Start ins Doppel-Heimspiel-Wochenende von Phoenix – abgesehen, war der Abend in der „Ische“ eine einzige, großartige Aneinanderkettung von Highlights. Angefangen von den gut gefüllten Tribünen, auf denen unglaublich viele junge Mädchen mitfieberten. Vielen waren nicht primär in der Halle, um einem wichtigen Euro-Qualifikations-Spiel beizuwohnen, sondern ihren Vorbildern von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Heldinnen zum anfassen, zum Autogramme abgreifen und Selfies machen.
Weiter über die Partie selbst, welche auf einem echt anständigen Niveau verlief und die tolle Form der Nationalmannschaft während des Sommers nochmals bestätigte. Auch wenn Leistungsträgerinnen wie Nyara Sabally und Leonie Fiebich nur in zivil hinter der Bank saßen. Dass das Duo überhaupt vor Ort war, ist nach einer WNBA-Saison inklusive Meisterschaft und Parade in New York alles andere als selbstverständlich. Kurz: Sie hätten nicht da sein müssen, wenn sie nicht gewollt hätten. Aber sie wollten, schließlich ist das immer ihr Team. Den tosenden Applaus während ihrer Ehrung für die Errungenschaften in Übersee gab es gratis dazu – und sperrige Blumensträuße, die das Parkett volltropften.
Apropos: Ehrung … wann waren zuletzt waschechte Olympiasiegerinnen am Ischeland zu Gast? Keine Ahnung, doch mit Svenja Brunckhorst, Marie Reichert, Sunny G und Bundestrainer Samir Suliman gab es echten Goldglanz und stehende Ovationen. Es ist übrigens nicht auszuschließen, dass Elisa Mevius den lautstarken Beifall noch in den Staaten, wo sie mit Oregon bereits in die NCAA-Saison gestartet ist, gehört hat.
Kein Wunder, dass am Montag nach dem langen Basketball-Wochenende im Phoenix-Office nur wenig über die Siege gegen Vechta und Crailsheim gesprochen wurde. Auch, aber wirklich nur kurz. Viel mehr stand beim Plausch an der Kaffeemaschine im Fokus, was vom Länderspiel-Abend in Erinnerung geblieben ist. Alex Wilke ist ein f***ing Biest – und trägt goldene Kobes. Marie Gülich ist am Brett nicht zu verteidigen – könnte vom High Post aber die ein oder andere Passtäuschung mehr anbringen. Jenny Crowder bringt auf dem Weg über links ans Brett dermaßen viel Tempo mit, dass selbst Tae McCall in der Verteidigung nicht hinterher käme. Jessika Schiffer, das wissen sie jetzt auch in Griechenland, kann den Ball ziemlich gut von ziemlich weit weg in den Korb schmeißen – wenn sie genug Zeit hat, um ihre Füße zu sortieren. Luisa Geiselsöder kannst du einfach reinschmeißen und sie wird dir immer etwas geben – keine weiteren Ausführungen nötig.
Was von diesem Abend bleibt, geht so weit über das reine 79:76 hinaus. Und ist gefühlt so viel größer, als jedes überdimensionale Banner an einer Hauswand jemals sein könnte.
Mittwoch(t)
Es gibt so viele Geschichte rund um Phoenix Hagen. Geschichten, die erzählt werden wollen. Die einen etwas anderen Einblick in den Club und die internen (Denk-)Prozesse geben. Aus dem Arbeitstitel „Mittwochs-Meinung“ entwickelte sich der „Statement Wednesday“ oder auch das „Wort zum Mittwoch“, und letztlich der Begriff „Mittwoch(t)“. Es ist der etwas andere Angang an Themen, welche das Phoenix-Office umtreiben.