Mittwoch(t): Du kannst sie nicht alle retten

Es ist ein Lebenswandel, von dem viele nur träumen. Der nur wenigen möglich ist. Der Opfer erfordert. Zahlreiche. Freie Wochenenden sind rar. Lange Abende gehören zum guten Ton. Die räumliche Trennung von den Liebsten ist ein zu akzeptierender Preis. Und doch ist die Karriere als Profi eine, von der so viele Kinder und Jugendliche träumen. Der Weg dahin ist steinig, von zahlreichen Hürden, fremdgesteuerten Entscheidungen und stundenlanger Arbeit abseits des Scheinwerferlichts gesäumt. Einmal am Ziel, geht es meist darum, dem Erreichten alles unterzuordnen, um den Status Quo zu halten.

Doch ist das wirklich alles? Da muss doch noch mehr sein. Mehr als Basketball?!

Der Tag hat bekanntlich 24 Stunden. Mehr als genug Zeit, um zu trainieren, um sich zu erholen, um Videos zu analysieren, um Regenerations-Einheiten zu schieben. Um einen erholsamen Schlaf zu finden, und je nach Gusto auch nachmittags noch ein Nickerchen zu machen. Um sich gesund und ausgewogen zu ernähren, um Fußpflege zu betreiben und zum Barbier zu gehen.

Und selbst dann ist noch Raum, um … viel Musik zu hören.

Hand aufs Herz: Wann hast du zuletzt ein komplettes Album gehört? Ganz bewusst. Von Anfang bis Ende. Ohne sich ablenken zu lassen. Oder sich zumindest über eine Band, einen einzelnen Künstler ausgetauscht?

So geschehen auf einer Fahrt von Köln nach Hagen. Die ProA hatte zum Media Day in die Domstadt geladen, Phoenix war dem Ruf selbstredend gefolgt. Drei Sets für Fotos, Videos und Interviews war alles im Kasten – ab nach Hause. Zwei Kerle im Auto. Als Aufhänger für das Gespräch dient eine Frage, die seitens der Liga für ein Social Media-Format gestellt wurde: Bei wem entschuldigen sich Outkast in einem ihrer Songs? Richtig … er wollte die Tochter nicht zum Weinen bringen.

Es herrscht Einigkeit darüber, dass „Ms Jackson“ nicht das beste Lied ist, das Big Boi und Andre3000 je herausgebracht haben. Ob nun „Elevators“ oder „Rosa Parks“ – einer von beiden muss es dann aber schon sein.

Daraus ergibt sich folgendes Gedankenspiel: Auf der Erde schlägt der Blitz ein und alle Musik wird auf immer vernichtet. Gelöscht. Weg. Nicht mehr existent. Du kannst jedoch drei Künstler mitsamt ihrer Werke retten. Auf wen trifft deine Wahl?

Und los…

Der Beifahrer steckt in einem Dilemma. Er ist in einem sehr musikalischen Haushalt aufgewachsen. Mit vielen Einflüssen, welche die Generationen umspannen. James Brown oder Michael Jackson, einer von beiden soll’s sein. Beide mitzunehmen, ließe wiederum zu wenig Spielraum für andere Genres, die ebenfalls auf die musikalische Arche Noah gehören. Es dauert ein gutes Stück die A1 hinauf, ehe der „King of Pop“ schließlich den Vortritt erhält. Tough Call. Doch sein Erbe, sein Einfluss auf alles und jeden nach ihm, ist nicht wegzudiskutieren. Und Jacksons Songs lösen ein Gefühl aus, sobald sie erklingen. Wer das nicht nachvollziehen, nicht spüren kann…

Noch zwei Plätze auf dem gedanklichen Rettungsboot übrig. Ein anderes Genre muss her. Etwas, das sich in seiner Art und Weise, in Klang und Wirkung von Jackson unterscheidet. Ein weiteres Feld erschließt. Weltumspannend dafür sorgt, dass die Lautstärke aufgedreht wird. Eine Melange an individuell gepolten Ansätzen, die mit dem richtigen Maß an Tempo, Freiraum und Begeisterung füreinander etwas Großes schaffen. Ist die offensichtliche Wahl wirklich so clever? Oder vielmehr der Gedanke daran Beleg genug, dass die Beatles schlicht und ergreifend … tja, unter anderem in der Lage waren eine Liebeserklärung an eine Straße zu komponieren, die jeden Feldweg daran glauben lässt, eines Tages eine prächtige, besungene Allee zu sein.

Zu wissen, dass eines der größten musikalischen Genies aller Zeiten und die Pilzköpfe bereits an Bord sind, sorgt für eine gewisse Freiheit und Unbekümmertheit bei der Suche nach dem dritten Kandidaten. Das musikalische Erbe der Menschheit ist schon jetzt in guten Händen. Da kommt einer, der bereits auf den unterschiedlichsten Hochzeiten getanzt hat, genau richtig. Der schon immer seiner eigenes Ding gemacht hat. Dabei unverkennbar ist. Mindestens ein Comeback feierte. Sich nebenbei neu erfand. Spielerisch den Bogen zu anderen Künstlern und deren Schaffen spannte, ohne sich selbst aufzugeben. Der über seine eigentliche Profession hinaus in Erscheinung trat, was für andere undenkbar (und ihnen selbst wahrscheinlich hochnotpeinlich) gewesen wäre. Doch Snoop Dogg hat genau das getan – und wurde so zu einer medialen Ikone der Neuzeit. Fo shizzle!

Abfahrt „Hagen Haspe“. Die Tour zurück ging flott. Oder war es der gedankliche Austausch, der die Zeit beschleunigt hat? Völlig egal. Der Moment, die Unterhaltung, das Für und Wider, nur das zählt. Basketball kann noch ein bisschen warten. Und das ist ausnahmsweise völlig in Ordnung.

Mittwocht 16zu9 01

Mittwoch(t)

Es gibt so viele Geschichte rund um Phoenix Hagen. Geschichten, die erzählt werden wollen. Die einen etwas anderen Einblick in den Club und die internen (Denk-)Prozesse geben. Aus dem Arbeitstitel „Mittwochs-Meinung“ entwickelte sich der „Statement Wednesday“ oder auch das „Wort zum Mittwoch“, und letztlich der Begriff „Mittwoch(t)“. Es ist der etwas andere Angang an Themen, welche das Phoenix-Office umtreiben.