Das erste Halbfinalspiel in der Vereinsgeschichte von Phoenix Hagen ist nicht nach Gusto der Hausherren ausgegangen. Vor 2219 Zuschauern verlor das Team von Chris Harris am Donnerstagabend gegen die PS Karlsruhe Lions 70:82. Aber dass der Heimvorteil in den Playoffs der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA keinen sonderlich überragenden Stellenwert genießt, hat die Viertelfinalserie gegen Kirchheim gezeigt.
Das erklärte auch Karlsruhes Coach Aleksandar Scepanovic im Anschluss an die Partie: „Ja, wir haben heute in Hagen gewonnen, aber das heißt für die Serie noch gar nichts. Ja, wir sind glücklich, aber das war nur ein erster Schritt.“ Er erinnerte an die Statements von Kirchheim-Coach Igor Perovic vor wenigen Tagen. Und ergänzte: „Wir alle wissen, wie das fünfte Spiel der Serie ausgegangen ist.“
Tatsächlich muss man sagen: Karlsruhe war ready am Donnerstagabend. Die Löwen hatten Hunger. Und einen Matchplan, der vor allem in der ersten Halbzeit stark umgesetzt wurde. Die Lions trafen in der ersten Halbzeit 61 Prozent ihrer Würfe aus dem Feld. Und 47 Prozent von Downtown. Zudem lief Victor Bailey Jr. im zweiten Viertel kurz heiß und erzielte hier 15 seiner am Ende 20 Zähler. Schon zur Pause standen für die Badener 14 Assists zu Buche. Bei Hagen waren es nur sechs. Auch bei den Turnovern hatten Karlsruhe deutlich mehr Kontrolle (4:9).
Aber: Hagen steigerte sich nach dem Seitenwechsel. Hatte viele gute Szenen. Karlsruhe fand aber häufig die passenden Antworten, lag zwischenzeitlich mit 27 Punkten in Front (57:30). Ein am Ende zu dickes Brett, das Phoenix am Donnerstagabend nicht bohren konnte. Immerhin: Die zweite Halbzeit ging an die Hausherren. Mit 45:37 gewannen sie die zweite Hälfte, konnten die Niederlage so in Grenzen halten. Und sich Mut für Spiel zwei am Samstag erspielen.
Vor allem die Intensität in den Vierteln drei und vier nahm deutlich zu. „Aber mein Team hat gezeigt, wie erwachsen es ist“, sagte Scepanovic nach dem Spiel. Aber: Dieses Erwachsensein bot auch Angriffsfläche. Eine Fläche, die Phoenix am Samstag besetzen sollte. Dass Phoenix Hagen über weite Strecken auf verlorenem Posten kämpfte, tat der Stimmung in der Ischelandhalle nur selten Abbruch. Ja, zwischendurch war es ein wenig ruhiger. Aber vor allem die Tornados und Maskottchen Felix sorgten immer wieder dafür, dass Jubel und Support nicht abebbten.
Jede gelungene Aktion wurde gefeiert, um Harris’ Schützlingen das bestmögliche Gefühl zu geben. Selbstvertrauen ist der Schlüssel. Und genau das brauchen Kapitän Dennis Nawrocki und sein Team jetzt. „Ganz ehrlich muss man sagen, viel schlechter als heute können wir nicht spielen. Das war die schlechteste Leistung der Saison“, sagte Chris Harris im Anschluss an die Partie. Und ergänzte: „Aber wir haben genug Qualität, genug Manpower, trotzdem waren wir heute nicht in der Lage, das Spiel richtig zu sehen und gute Entscheidungen zu treffen.“
Doch die Niederlage in Spiel eins dämpft die Zuversicht der Hagener nicht. Im Gegenteil. Schon direkt nach dem Ende der Partie machte sich eine Jetzt-Erst-Recht-Mentalität bemerkbar. Nicht zuletzt, als Nino Vrencken, der gegen Karlsruhe seine ersten Pflichtspielpunkte für Hagen erzielte, im Interview sagte: „Es war das erste Spiel, du musst drei gewinnen, wenn du weiterkommen willst. Wir müssen Samstag in Karlsruhe die Energie aufs Feld bringen, die uns auszeichnet. Und ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir das hinkriegen“, erklärte der 20-jährige Niederländer.
Bereits am Freitag geht’s für Vrencken, Harris und Co. In Richtung Baden-Württemberg. Regeneration und Aufarbeitung von Spiel eins der Serie stehen im Fokus, ehe es am Samstagabend ins zweite Halbfinale gegen die Lions geht. „Wir werden ready sein“, sagte Vrencken. Nicht zuletzt die Serie gegen Kirchheim im Viertelfinale sollte den Hagenern ausreichend Selbstvertrauen geben, um daran zu glauben, auswärts zu bestehen.
Stats:
Phoenix Hagen – PS Karlsruhe Lions 70:82 (11:21, 14:24, 21:19, 24:18)
Phoenix: Dennis Nawrocki (8/2 Dreier, 6 Rebounds, 5 Assists), Siler Schneider (15), Bjarne Kraushaar (3/1), Nino Vrencken (2), Devonte McCall (3/1), Jamel McAllister (10/2), Vincent Neugebauer, Tim Uhlemann (7/1), Naz Bohannon (3), Kristofer Krause (13/2) Lennart Boner (6).
PS Karlsruhe Lions: Bakary Dibba (7/1 Dreier), Garai Zeeb (2), O’Showen Williams (7/1), Lachlan Dent (19/5, 6 Assists), Dominick von Waarden, Victor Bailey Jr. (20/1), Dennis Tunstall Jr. (10/2, 7 Rebounds), Melvin Jostmann (9/1), Jesse Ani (2), Julian Albus (6/2).