Alles war angerichtet. Es sollte ein großartiger Basketball-Abend in der Ischehölle werden. Eine überragende Choreo der Tornados, die Bekanntgabe der Vertragsverlängerung von Dennis Nawrocki. Und ein Gegner, der durchaus schlagbar gewesen wäre. Doch trotz vieler Gänsehaut-Momente am Donnerstagabend, musste sich Phoenix Hagen zum Viertelfinalauftakt der Playoffs der BARMER 2, Basketball Bundesliga ProA den Bozic Estriche Kirchheim Knights am Ende knapp mit 78:83 geschlagen geben.
Niederlagen in der Ischelandhalle haben für Phoenix Seltenheitswert. In der Hauptrunde gab es nur zwei Teams, die die Punkte aus der Ische entführen konnten. Kirchheim ist erst das dritte Team der laufenden Saison, dass Phoenix im Tollhaus an der Stadionstraße bezwingen konnte.
Das Problem auf Hagener Seite fasste Nawrocki nach Spielschluss kurz und bündig zusammen: „Wir haben nicht das gespielt, was wir spielen können und wollen“, so der Kapitän, der den Feuervögeln auch in der kommenden Spielzeit erhalten bleiben wird. Und Coach Chris Harris ergänzte: „Wir wollten zuviel. Der Druck war enorm.“
Beispiele für diesen Druck und das Zuvielwollen lieferte die Partie in regelmäßigen Abständen. Die ersten Minuten waren nach den ersten Punkten des Spiels, die aufs Konto von Capitano Nawrocki gingen, ging erstmal nicht mehr viel für die Hausherren. Die Gäste aus Baden-Württemberg konterten mit einem 11:1-Lauf. Vor allem Michael Miller war für die Knights im Tunnel. Neun seiner am Ende 28 Punkte, erzielte er im ersten Viertel.
Erst im Schlussspurt kam Phoenix ein bisschen besser in Tritt und verkürzte den zwischenzeitlich schon zweistelligen Rückstand (6:17, 7.) wieder. Im zweiten Viertel waren die Hagener dann da. Sie starteten mit viel Energie und trugen das Defizit nach und nach ab. Siler Schneider glich die Partie erst aus, wurde bei seinem Korbleger gefoult und verwandelte auch den Bonus-Freiwurf (22:21, 13.). Und Naz Bohannon, der ein Double-Double auflegte, legte nach.
Aber Kirchheim wollte sich nicht abhängen und auch von der Atmosphäre nicht einschüchtern lassen. Bis zum Endspurt der ersten Halbzeit war es ein offener Schlagabtausch. In der ersten Halbzeit wechselte die Führung sechs Mal! Das zweite Viertel machte den Fans Lust auf mehr. Wohlwissend, dass die dritten Viertel der jüngeren Vergangenheit immer irgendwie überragend waren. Doch: die Vorfreude erhielt einen empfindlichen Dämpfer. Das dritte Viertel war im ersten Viertelfinale das wahrscheinlich schwächste Viertel der jüngeren Vergangenheit. Und das nutzte Kirchheim eiskalt aus.
Mit 30:13 hielten sie die Hausherren auf Distanz, Weder von Downtown, noch an der Freiwurflinie klickte es am Donnerstagabend bei den Hagenern. Die Quoten: überschaubar. Nur fünf von 18 Dreiern fanden ihr Ziel (28 Prozent). Und nur die Hälfte aller Freiwürfe (13/26). 14 Punkte galt es, im Schlussabschnitt aufzuholen. Spoiler: Diese Hypothek war am Ende zu hoch. Aber: Phoenix kämpfte. Leidenschaftlich. Und brachte sich sogar nochmal in Schlagdistanz. „Die Moral der Jungs war einwandfrei, die Jungs haben gekämpft, konnten sich für ihren Kampf aber nicht belohnen“, sagt Chris Harris nach dem Spiel.
„Für die Serie bedeutet das gar nichts“
Und auch sein Gegenüber, Igor Perovic, konnte sich zwar über den Sieg seiner Mannschaft freuen, sagte aber auch: „Es ist gut, in Hagen gewonnen zu haben. Für die Serie bedeutet das aber noch gar nichts, Wir haben durchaus davon profitiert, dass Lennart Boner nicht dabei war. Und trotzdem hat uns Hagen das Leben zwischendurch sehr schwer gemacht.“
Bereits am Sonntag wird die Best-Of-Five-Serie fortgesetzt. Um 17 Uhr treten die Feuervögel dann in der Sporthalle Stadtmitte in Kirchheim unter Teck an. Auch in Kirchheim wird es den Support der eigenen Anhänger geben. Und die Stimmung vor Spiel zwei: Jetzt erst recht! Denn das Motto des Fanclubs Tornados während der beeindruckenden Choreographie vor Spielbeginn: „Der große Preis von Hagen. Phoenix rast zur Meisterschaft!“
Bitter ist am Ende nur die Erkenntnis: Mit einer soliden Freiwurfquote wäre der erste Sieg wahrscheinlich an Hagen gegangen. „Es ist uns nicht gelungen, die starken Scorer von Kirchheim in den Griff zu kriegen. Aber mit ein paar kleinen Adjustments werden die Karten am Sonntag neu gemischt“, sagte Dennis Nawrocki nach dem Spiel.
Stats
Phoenix Hagen – Bozic Estriche Kirchheim Knights 78:83 (14:21, 29:19, 13:30, 22:13)
Phoenix: Dennis Nawrocki (12/2 Dreier), Siler Schneider (19/1), Bjarne Kraushaar (7, 7 Rebounds), Nino Vrencken (DNP), Devonte McCall (13), Jamel McAllister (5), Vincent Neugebauer (4), Tim Uhlemann (2), Naz Bohannon (10, 10 Rebounds), Kristofer Krause (6/2).
Bozic Estriche Kirchheim Knights: Demetrius Ward (5/1), Michael Flowers (22/3), Antonio Dorn (2), Jonas Niedermanner (3), Nil Clavera Failenschmid, Michael Miller (28/1), Ryan Muszynski (15/1, 8 Rebounds), Aleksa Bulajic (1), Aitor Pickett (7).